Das Deutsch-französische Büro für erneuerbare Energien hat am 20. Juni 2013 parallel zur Intersolar Europe in München ein Side-Event zum Thema „Energiewende in Frankreich – die Zukunft der Photovoltaik“ organisiert.

Ziel der Konferenz war es, verschiedene Ausblicke auf die mögliche Rolle der Photovoltaik im Rahmen der Energiewende in Frankreich zu geben. Mehr als fünfzig Teilnehmer konnten so über folgende Standpunkte diskutieren:

• Thierry Lepercq, Präsident der Firma Solairedirect, ruft die französische Solarbranche in seinem Vortrag „Kernkraft und Solarenergie – Freunde oder Feinde?“ dazu auf, als „Architekten des zukünftigen Energieversorgungssystems“ aufzutreten, die Photovoltaik systembezogen zu betrachten und als mit der Kernenergie koexistierende Komponente im französischen Energiemix zu denken. Dies stützt er auf die These, dass in Frankreich jeglicher Aufruf zu „100% erneuerbaren Energien“ abschreckend wirkt und eine Reduzierung des Anteils der Kernenergie bis 2050 politisch nicht durchsetzbar ist. Mit Rückgriff auf eine wissenschaftliche Studie zeigt er weiterhin, dass die Kern- und die Solarenergie in Frankreich unter der Voraussetzung  eines steigenden Stromverbrauchs im Gebäude- (Plusenergiehaus und Eigenverbrauch) und im Transportsektor (Elektromobilität) erfolgreich zusammenwirken können.

• Cécile Cessac, Partner bei der Kanzlei Brun-Cessac, präsentiert einen juristischen Einblick in das Thema „Gebäudeeffizienz und Eigenverbrauch: Potentiale und  regulatorische Herausforderungen in Frankreich“. Sie stellt zunächst eine Diskrepanz zwischen dem in Frankreich neuen Diskurs „pro Eigenverbrauch“ und dem Mangel an regulatorischen Grundlagen sowohl im französischen Energiegesetzbuch und dessen Umsetzungsverordnungen als auch in den existierenden Vertragsbestimmungen des Netzbetreibers ERDF (bezüglich der Speicherung von Strom) fest. Darauf basierend zeigt sie die Anpassungen des Rechtsrahmens auf, die sie als notwendig erachtet, damit in Frankreich ein Betreiber den durch seine Photovoltaikanlage produzierten Strom auch selbst verbrauchen kann und sich diese Praxis wirtschaftlich rentiert. Darüber hinaus geht Cécile Cessac auf die aktuellen Diskussionen zur Einführung eines Fördersystems für den Eigenverbrauch in Frankreich ein, das benötigt würde, solange die Photovoltaik nicht wettbewerbsfähig ist. Sie schließt mit der Vorstellung von Gebäudebeispielen ab, die anhand neuartiger Vertragsmodelle (net metering) Energieeffizienz und die Deckung des Energiebedarfs  über PV-Dachanlagen kombinieren.

• Angela Saadé, Projektleiterin beim Verein HESPUL, stellt in ihrem Vortrag „Die Photovoltaik im Netz: aktuelle Herausforderungen für den Anschluss von PV-Anlagen“ die unterschiedlichen Herangehensweisen der französischen und deutschen Netzbetreiber bei der Integration von photovoltaischer Energie in das Verteilnetz dar. Sie beschreibt an drei Beispielen die Art und Weise, wie PV-Anlagen in beiden Ländern zur Spannungshaltung im Netz beitragen können und durch welche Regeln eine auf die Einspeisung von PV-Strom zurückzuführende Netzüberfrequenz vermieden wird. Angela Saadé unterstreicht zudem die unterschiedlichen Herangehensweisen der beiden Länder bezüglich der Netzausbauplanung (der französische Netzbetreiber dimensioniert sein Netz auf Basis des „Worst-Case-Szenarios“ einer maximalen PV-Einspeisung während einer minimalen Last, der deutsche Netzbetreiber erhöht vor einem Netzausbau die Integrationsfähigkeit der Verteilnetze durch Vorgaben zur Wirkleistungsreduzierung der PV-Anlage am Netzeinspeisepunkt).