
Die Produktionsstätte für Betontürme für Windenergieanlagen in Compiègne – ein richtungsweisendes Industrieprojekt

„Bei ENERCON arbeiten weltoffene Menschen, die sich mit Begeisterung für die dritte industrielle Revolution einsetzen.“
Peter Schuster, ENERCON France
Deutsch-französisches Büro für erneuerbare Energien (DFBEE): Können Sie uns bitte die Produktionsstätte in Compiègne mit einigen Zahlen beschreiben (Dauer der Planungs- und Bauphase, Größe, Investition, Personalbestand usw.)?
Peter Schuster (PS): WEC Mâts Béton SAS befindet sich in der Gemeinde Longueil-Sainte-Marie bei Compiègne und entstand durch Investitionen in Höhe von rund 25 Millionen Euro. Die Baumaßnahmen wurden im Juli 2011 gestartet und im August 2012 abgeschlossen. Das Werk auf einem 12 Hektar umfassenden Areal in der Nähe des Flusses Oise besteht aus einem Verwaltungsgebäude und einer 15 000 m2 großen Fabrikhalle. Im Verwaltungsgebäude aus dem typischen roten Backstein der Picardie ist neben den Büros des Verwaltungspersonals auch ein Schulungszentrum für die Mitarbeiter von ENERCON untergebracht.
Die Produktion der Betonturmsegmente lief im September 2012 an und das erste Segment wurde am 17. Oktober 2012 gegossen - gerade rechtzeitig zur offiziellen Einweihung am 19. Oktober, an der 500 Personen teilnahmen. Die Feier stand im Zeichen des „Deutsch-französischen Jahres“ anlässlich des 50. Jahrestags der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags.
Zur Inbetriebnahme wurden gut 50 Mitarbeiter eingestellt; inzwischen beschäftigt das Werk 80 Festangestellte und rund 15 Zeitarbeiter.
DFBEE: Wie kam es zu dem Projekt, und warum haben Sie sich zum Bau einer Produktionsstätte in Frankreich entschieden?
PS: Das Unternehmen ENERCON entwickelt und produziert die verschiedenen Komponenten seiner Onshore-Windenergieanlagen selbst. Frankreich hat sich mit einem Anteil von 23 % erneuerbare Energien am Endenergieverbrauch bis 2020 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Zudem verfügt das Land über ein bedeutendes Windpotential. Daher war es für ENERCON sehr wichtig, eine Produktionseinheit für Betontürme so nah wie möglich an den französischen Windparks anzusiedeln, um die Transportzeiten zu reduzieren. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts waren der gute Anschluss an die Autobahn und den Schiffsverkehr auf der Oise.
DFBEE: Das Werk stellt verschiedene Turm-Modelle für den französischen Markt her. Wie sieht die Produktionskette aus und welche Teile werden vor Ort produziert?
PS: In dem Werk werden hauptsächlich Türme vom Typ E82 und E101 hergestellt.
Dabei finden sämtliche Produktionsschritte der Segmente vor Ort statt: vom Aufbau der Bewehrung über das Gießen des Betons bis hin zur Lackierung. Unsere hochqualifizierten Mitarbeiter sind zudem mit umfangreichen Kontrollmaßnahmen betraut und sorgen dafür, dass die Türme bereits mit so viel installierter Ausrüstung wie möglich (Leitern, Türen usw.) an die Standorte geliefert werden.
DFBEE: Wie viele Türme konnten schon produziert werden?
PS: Am 26. November 2013 konnten wir unser 1 000. Segment feiern. Das bedeutet, dass seit Eröffnung des Werks 60 Türme produziert wurden.
DFBEE: Wie schätzen Sie die Zukunft der Windenergie in Frankreich ein?
PS: Frankreich birgt für die Firma ENERCON ein großes Potenzial. Die Branche wird hier mit anderen europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, Portugal usw. aufschließen können. Trotzdem hat sich ihre Entwicklung in Frankreich vor allem aufgrund der nach wie vor ungewissen Einspeisevergütung verlangsamt. Daher muss die französische Regierung jetzt dringend einen neuen Tariferlass verabschieden, um das Vertrauen der Investoren zu gewinnen und die Arbeitsplätze in der Branche zu sichern.
DFBEE: Wie wirkt sich Ihr Projekt auf die lokale Wirtschaft aus? Mit welchen Partnern und Zulieferern arbeiten Sie?
PS: Das Werk wurde von französischen Firmen gebaut, die in einem Umkreis von 200 km um den Ort Longueil-Sainte-Marie angesiedelt sind. Wir sind nach wie vor bemüht, mit möglichst vielen lokalen Zulieferern und Dienstleistern zusammenzuarbeiten. So kaufen wir zum Beispiel die Bestandteile der Bewehrung von einer benachbarten Firma.
DFBEE: Wie sehen die Einstellungsperspektiven für 2014 aus?
PS: Die Personallage des Standortes ist derzeit stabil und wird ausreichen, um die bisher für 2014 bekannten Projekte durchzuführen. Insgesamt beschäftigt ENERCON heute in Frankreich über 520 Mitarbeiter in drei verschiedenen Firmen.
DFBEE: Welches Verhältnis haben Sie zu Deutschland und welche Rolle spielen die deutsch-französischen Beziehungen für Ihre Firma in Frankreich?
PS: ENERCON ist eine deutsche Firma, deren Geschäftsführung in Aurich in Niedersachsen angesiedelt ist. Die Forschung und Entwicklung erfolgt in Deutschland, und die Firma WEC Mâts Béton SAS erfüllt bei der Herstellung die für alle Standorte des Unternehmens gültigen Standards.
Unsere deutschen und französischen Teams stützen sich bei der Arbeit an ihren Projekten auf das Know-how und die bewährten Methoden beider Länder. Über die deutsche und französische Staatszugehörigkeit hinaus fließen auch die unterschiedlichen Kulturen der Mitarbeiter positiv in unsere Arbeit ein, denn bei ENERCON arbeiten weltoffene Menschen, die sich mit Begeisterung für die dritte industrielle Revolution (den Ausbau der erneuerbaren Energien) einsetzen.
Wenn Sie Kontakt mit dem Geschäftsführer von ENERCON France, Peter Schuster, aufnehmen möchten, bitte kontaktieren Sie:
Cécile Maisonneuve, Verwaltungsleiterin
ENERCON GmbH
ZI N° 2 - Impasse du pré Bernot
60880 Le Meux
Frankreich
Tel: +33 (0)3 44 83 67 64
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