
Studie zu Effekten der Abschaltung alter Kohlekraftwerke
Einer im Auftrag der European Climate Foundation (ECF) und der Heinrich-Böll-Stiftung vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) durchgeführten Studie zufolge, die Mitte November veröffentlicht wurde, könnte die Abschaltung alter und CO2-intensiver Kohlekraftwerke in Deutschland einen substanziellen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung leisten. Da gleichzeitig die Börsenstrompreise moderat stiegen, würde die Stromerzeugung von Gaskraftwerken wieder wirtschaftlicher. Aufgrund des gestiegenen Großhandelspreises sänke zudem die EEG-Umlage. Die Autoren der Studie kommen in ihren Szenarioberechnungen zu dem Schluss, dass im kommenden Jahr rund 23 Mio. Tonnen CO2 weniger ausgestoßen werden könnten, wenn Steinkohlekraftwerke mit einer Kapazität von 3 GW und Braunkohlekraftwerke mit einer Kapazität von 6 GW vom Netz genommen würden.
Dieses Szenario impliziert eine Verschiebung der Stromerzeugung von der CO2-intensiven Braunkohle hin zur Erdgasverstromung. Auch die Steinkohleverstromung nimmt in diesem Szenario tendenziell zu, jedoch werden mit Blick auf den CO2-Ausstoß ineffiziente Kraftwerke durch effizientere ersetzt. Offene Fragen bestehen hingegen noch hinsichtlich der konkreten politischen Umsetzung, der rechtlichen Konsequenzen sowie der europäischen Wechselwirkungen einer forcierten Stilllegung von Kohlekraftwerken. Die Studie weist weiterhin darauf hin, dass das Abschalten einzelner Kraftwerke alleine allerdings kaum ausreichen dürfte, um die Klimaschutzziele in Deutschland zu erreichen. Weitere Maßnahmen im Strombereich wären notwendig, darunter eine Reform des europäischen Emissionshandels, ein verstärkter Ausbau erneuerbarer Energien und eine weitere Verbesserung der Energieeffizienz. Zudem müssten auch andere Sektoren wie Verkehr, Industrie, Handel und private Haushalte einen relevanten Beitrag leisten.
Die energiewirtschaftliche Unternehmensberatung enervis hat ebenfalls ein Szenario mit der vorzeitigen Abschaltung von ca. 6 GW Steinkohlekapazitäten und 4 GW Braunkohlekapazitäten bis 2020 durchgespielt. Dem Beratungsunternehmen zufolge hätte dies im genannten Zeitraum einen preissteigernden Effekt von rund 0,4-0,5 Ct./kWh auf den durchschnittlichen jährlichen Börsenstrompreis (EPEX-Baseload).